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Thursday, June 9, 2011

Lieber Westen,

Ich habe mich dazu entschlossen Dir einen Brief zu schreiben, da ich der Meinung bin dass bei Dir etwas im Argen liegt.
Deine mediale Berichterstattung über den „arabischen Frühling“ ist weitgehend dem Alltag gewichen. Die schreckliche Ermordung und Verfolgung von Tausenden nach Freiheit und Selbstbestimmung strebenden Menschen erwähnst du nur noch beiläufig, wohingegen Dir Themen mit weitaus geringerer Tragweite Titelseiten und Leitartikel wert sind. Es scheint fast so als wärst du gelangweilt von den Geschehnissen in Nordafrika und im nahen Osten.  Gesetz dem Fall diese Vermutung stimmt, dann möchte ich Dich darum bitten kurz einen Blick auf deine eigene Geschichte zu werfen. War es nicht so, dass dein heutiger Wohlstand und die Durchsetzung der von dir hochgeschätzten unveräußerlichen Menschenrechte einen hohen Blutzoll gefordert haben und etliche Generationen gegen autoritäre und totalitäre Regime kämpfen mussten um diese Ziele zu erreichen? Es bedurfte unter anderem zwei Weltkriege bis Du verstanden hast, dass Frieden und Freiheit fundamentale und grundsätzliche Werte darstellen müssen, die nicht an den Grenzen einer Nation enden. Darauf kannst Du völlig zurecht stolz sein, jedoch kommt es mir mittlerweile vor als wäre Dir nicht bzw. nicht mehr bewusst wie wichtig es auch für Dich ist, den Freiheitsbewegungen in Arabien interessiert, informiert und solidarisch gegenüberzustehen. Gerade Du, der am eigenen Leib erlebt hat und immer noch erlebt wie positiv sich Volkssouveränität auf die Lebensverhältnisse aller auswirkt, sollte mit vollem Herzen und mit diplomatischen Mitteln für die Durchsetzung ECHTER Demokratien nicht nur in Arabien, sondern überall auf der Welt einstehen. In der Politikwissenschaft existiert der Begriff des „demokratischen Friedens“  welcher die empirische Tatsache beschreibt, dass Staaten die demokratisch regiert werden untereinander keine Kriege führen. Bezogen auf die Geschehnisse in der arabischen Welt heißt das, dass nicht nur die akut betroffenen in den jeweiligen Ländern ein Interesse daran haben sollten für Freiheit und gegen die Herrschaft einiger machtbesessener Despoten einzutreten, sondern auch Du, sofern dir ein nachhaltiger und dauerhafter Frieden auf der Welt am Herzen liegt. Dein Jahrhunderte altes eurozentrisches Selbstverständnis als fortschrittlichster Kulturkreis der Welt scheint Dir offenbar Scheuklappen aufgesetzt zu haben, welche Dich daran hindern der restlichen Welt diese universellen Werte bedingungslos zuzugestehen. Jeden Tag sterben unzählige Menschen weil sie schlicht und einfach Dinge fordern, die Du seit langem als „universell und unveräußerlich“ bezeichnest und in Verfassungen und internationalen Statuten benannt hast. Sollen diese MENSCHENrechte etwa nicht für Muslime gelten? Ist es dir insgeheim vielleicht sogar recht wenn „die da unten“ sich mit sich selbst beschäftigen und sich gegenseitig abschlachten weil du der Meinung bist Syrien, Libyen, etc. seien mittelalterliche Gesellschaften die ausschließlich Terroristen beherbergen und die Vorstellung einer gewaltsamen Revolution Dich in Deiner Meinung noch bestätigt? Welch ein Unsinn! Die gewaltsamen Revolutionen im Namen der Freiheit magst Du auf eigenem Boden vielleicht schon hinter dir haben, scheinst daraus aber nicht den logischen Schluss gezogen zu haben, dass Gewalt nicht mit Gewalt bekämpft werden kann. Geschweige denn mit wegsehen. Du forderst von deinen Bürgern des öfteren Zivilcourage und beklagst die Gleichgültigkeit deiner Bürger gegenüber ihren Mitmenschen. Ich fordere ebendieses Maß an Zivilcourage auf interkultureller Ebene von Dir. Ich fordere dass Du nicht weiter Abstumpfst gegenüber den Gräueltaten in der arabischen Welt. Ich fordere, dass Du von ganzem Herzen und mit wachem Geist die Freiheitsbewegung unterstützt. Ich fordere jeden Deiner Bürger dazu auf sich mit  den Kämpfern gegen Unterdrückung zu solidarisieren und informiert zu bleiben.

Ich fordere Dich dazu auf das Leben eines arabischen Kindes ebenso zu schätzen wie das Deiner eigenen.


Mit freundlichen Grüßen,


Einer deiner Bürger.
R.G.A

      

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