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Tuesday, May 24, 2011

Das Märtyrertum eines Esels

Homs ist das drittgrößte Bundesland in Syrien und der syrisch-deutsche Schriftsteller Rafik Schami schrieb bereits über Homs eine schöne Geschichte: „Warum sind Homsianer verrückt?“
. Ich meine damit einen Scherz, der in Syrien Tradition hat, denn alle Witze, die mit Dummheit zu tun haben, werden den Homsianern zugeschrieben. Obwohl die Homsianer den höchsten Prozentsatz an Bildung und Patriotismus in Syrien haben. Sie sind lustig und intelligent bis dahin, dass sie solche Witze gerne über sich selbst erfinden und diese dann verbreiten.
Rafik Schami erzählt in seiner Geschichte, von einem unbesiegbaren, brutalen und mächtigen König, der eines Tages Homs besetzen wollte, um sein Königreich zu vergrößern. Die Homsianer vereinbarten, dass sie die Rolle der Verrückten spielen müssen, um gegen ihn anzukommen. Letztlich verließ der König Homs, da er keine Verrückten beherrschen konnte.
Manchmal kann man gegen die Verrücktheit nur durch die Verrücktheit ankämpfen.
Nun schreibt Homs wieder eine großartige Geschichte, da in Homs zum ersten Mal seit vierzig Jahren das Tabu gebrochen wurde, das Bild des Präsidenten in einer Demonstration zu zerreißen, obwohl das Bild im Unterbewusstsein jedes Lebewesens in Syrien verankert ist. Das Bild ist Teil der syrischen Tradition und Kultur geworden.
Mein Sohn, das Eselchen, hatte Glück mit seinem Job in der Tourismusbranche. Ein toller Job, da die hübschen, europäischen Frauen respektvoll und liebevoll auf ihm reiten. Sie streicheln ihn, spielen mit ihm, nehmen mit ihm Fotos auf und außerdem wird er von unseren Eseltreibern vor den Touristen nicht geschlagen, um dem Image des Lands im Westen nicht zu schaden. Das Eselchen ist ein Star geworden- ich bin wirklich stolz auf ihn! Dort wird der Esel anders behandelt, als die Esel hier. Mein Eselchen erzählte mir einst von einer deutschen Touristin, die einmal auf ihm saß, um einen Ausflug durch die alte Stadt zu machen. Als sie das Bild auf einer Wand von Al Assad sah, fragte sie unseren Eseltreiber: „Wer ist das?“- er antwortete ihr: „Al Assad“. Al Assad heißt übersetzt: „der Löwe“. Nach einer Weile sah sie das Bild noch mal, wobei sie voriges Gespräch schon wieder vergessen hatte und fragte daher nochmal unseren Eseltreiber: „Wer ist das?“. Unser Eseltreiber war enttäuscht von ihr wegen ihrer Dummheit. Vielleicht war sie eine Ostfriesin oder eine deutsche Homsianerin. Mit gestelltem Lächeln antwortete ihr: „Al Assad!“. Sie erwiderte nur enttäuscht: „Ihr habt nur dieses Tier im Land!“. Zu jener Zeit sagte ich meinem Sohn: „In diesem Land spricht nur ein Esel über Politik, also erzähl keinem die Geschichte weiter!“.
Um ehrlich zu sein: Ich habe mich nicht für die Menschenwelt interessiert, da ich ihren Unsinn, ihre Lügen und ihre endlose Dummheit, wie die der Esel, nicht ertragen konnte.
Ich arbeitete fleißig als Esel bei meinem Eseltreiber. Irgendeine Beziehung schuf sich zwischen uns, wobei ich diese nicht richtig erklären oder bewerten kann. Aber in der langen Zeit entwickelte sich eine enge Beziehung. Ich gab ihm meine Arbeitskraft, er gab mir Essen und eine schäbige Unterkunft. Er hat seine Sorgen und Gedanke, ich habe meine Sorgen und  Gedanken. Ich versuchte mir bei ihm immer einzubilden, dass ich ein Esel bin und daher meine Sorgen für mich genug sind.
Unsere Beziehung ist viel besser geworden, nachdem ich davon überzeugt war, dass mein Eseltreiber ein Homsiäner ist und ich ein Esel. Er war großzügig zu mir, da er meinen Sohn, „das Eselchen“ nicht verkaufte, er wohnte bei mir und ihm wurde von unserem Eseltreiber ein Job im Tourismusbereich besorgt. Heutzutage bekommt kaum ein Esel einen Job. Alles ist schwierig geworden. Gott sei Dank, dass mein Sohn und ich legal und moralisch kämpfen, um zu überleben.
Nach dem Tod meiner Frau „der Eselin“, die nicht aufhörte, mich damals zu kritisieren und als Esel zu bezeichnen. Sie wollte, dass ich als Schmuggler von Waffen und Drogen für die Maultiere des Systems arbeite, da ein Esel so mehr Vorteile hat: Macht, Geld und Sicherheit.
Aber ich war stur wie ein Esel und hielt zu meinen Prinzipen. So war meine Antwort immer: „Das ist nicht mein Niveau“. Aber ihre Reaktion war immer verletzend: “Du bist eben ein Esel!“.
Als ich jung war, schrie ich manchmal wegen meiner Enttäuschung von dieser Welt. Aber es hat keinen interessiert. Dann habe ich mich als Individuum erkannt und durch meine Vernunft genügte ich mir selbst; also habe ich meine Klappe gehalten.
Die schönsten Momente für mich waren die Stunden, als ich während des Sonnenuntergangs in Gedanken versank, bis die Schläge  meines Herrn mich von meinen Gedanken ablenkten. Manchmal war ich so tief in Gedanken versunken, dass er sehr harte Schläge brauchte. Ich regte mich dann auf und ging widerwillig mit ihm, weil er ein Homsianer ist und ich ein Esel.
Mein Wunsch war, dass es irgendwann in Syrien eine Revolution gäbe, damit die Maultiere mich als besonderen Esel behandeln und nicht nur als Esel. Und vielleicht wird es in Syrien nach der Revolution auch eine technische Revolution geben, mit der dann die „Motorzeit“ kommt und so werde ich in  Rente gehen können. Und vielleicht wird ein Esel leichter ein Visum für den Westen bekommen; dann würde mein Sohn „das Eselchen“ als Hilfskraft in einem respektvollen deutschen Zoo arbeiten können. Ich habe gehört, dass die Esel im Westen sehr gut leben: Sie haben viele  Versicherungen, nehmen Fotos mit hübschen, deutschen Frauen auf, die den Esel danach sogar streicheln. Und falls er dort eine deutsche Eselin heiraten würde, bekäme er einen deutschen Pass, und damit viele Vorteile. Wahrscheinlich besorgt er dort einen Job für mich- wieso nicht? Ich bin ein Esel, der viel Erfahrung mit Tragen hat. Außerdem habe ich viel Geduld und Technik. Nur manchmal bin ich, wie ihr wisst, etwas verträumt und schweife mit meinen Gedanken ab; aber die deutsche Disziplin wird mir das schon austreiben. Ich liebe den Westen, da er den Eseln viele Rechte  gibt, aber ich habe gehört, dass unsere Brüder, die Kühe dort unter Arbeitsstress, wenig Urlaub und viel Bürokratie leiden, da der Bedarf der westlichen Märkte nach Milch sehr hoch ist. Vielleicht bekommen sie deswegen Rinderwahn. Hier werden die Kühe viel geschlagen, dort wird die Kuh im schlimmsten Fall als blöde Kuh bezeichnet, wenn sie ihre Arbeit nicht gut erledigt.
Als mein Eseltreiber und ich unterwegs nach Hause nach dem Feierabend waren, wollte mein Herr plötzlich im Stadtzentrum einkaufen. Ich wusste nicht, was in diesem Esel, der sich mein Herr nennt, vorgeht. Wir sollen diesen langen Weg mit unseren schmutzigen Arbeitsklamotten gehen, nur um ein paar Cent zu sparen, da er nicht mehr bei dem teuren Dorfladenverkäufer kaufen möchte. Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gefühl. Lasst uns sagen, der sechste Sinn des Esels hat mich gewarnt.
Als wir im Stadtzentrum ankamen, hörte ich Rufe, die ganz neu in der syrischen Kultur waren: Irgendwas mit Freiheit und gegen Korruption. die Rufenden waren sehr gebildet und friedlich. Sie erinnerten mich an meine Jugendzeit, als ich damals jedoch rief, antwortete mir keiner. Aber ich habe nie damit gerechnet, dass die Leute des Geheimdienstes und Al Assads Angehörige mit  solchen tierischen, primitiven und brutalen Methoden gegen die Demonstranten vorgehen würden. Sogar der Löwe kann nicht so böse und unmoralisch sein. Sie sprachen mit einem typischen Maultier- Akzent, der bei jedem syrischen Lebewesen bekannt ist. Dieser hat nicht das Niveau des Eselsakzent. (Ihr seht, dass ich etwas stolz bin ein Esel zu sein.)
Der Klang des Wortes „Freiheit“ ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Dann überlegte ich ganz im Ernst, ob ich eine Partei der Esel gründen soll und so irgendwann alle Esel in der Welt eine Revolution für eine bessere Zukunft beginnen würden. Aber ich habe Angst, dass die amerikanischen Esel nach der Revolution zu uns kommen und uns beherrschen wollen, da sie viel Geld und Macht haben. Also habe ich mich für die heimischen Esel entschieden. Aber zurück zu den Maultieren: Sie machten mich sehr nervös mit ihrer unglaublichen übertriebenen Gewalt. Deswegen dachte ich nicht mehr an die Zukunft der Esel, sondern mir war in diesem Augenblick viel wichtiger, dass die Maultiere in diesem Land besiegt werden würden. Ich konnte aus moralischen, menschlichen und tierischen Grunde nicht mehr schweigen.
Ich wollte eine Erlaubnis meines Herrn bekommen, irgendwas dagegen zu tun. ( Wie ihr euch denken könnt, braucht der Esel immer eine Genehmigung für alles und obendrein ist mein Herr auch noch ein Homsianer). Mein Herr lag jedoch blutig auf dem Boden. Ich versuchte vor der Verrücktheit der Maultiere zu fliehen, während das Wort Freiheit in meiner Ohren klang. Ich entdeckte zufällig eine Studentin, die sich zwischen  Bäumen in einem Park vor Angst versteckt hatte. Ein bewaffnetes Maultier  entdeckte sie und fragte mit einem aggressiven, syrischen Maultiere- Akzent: „Willst du auch Freiheit?“. Sie antwortete mit künstlicher Dummheit: “Ich bin Homsianerin! Ich weiß nicht, was das Wort bedeutet“.
„ Was machst du dann hier? Weißt du nicht, dass es eine Ausgangssperre gibt?“
„ Weil ich davon gehört habe, wollte ich die Ausgangsperre  kennenlernen! Was ist das eigentlich?“  „Die Homsianer sind wirklich dumm! Ich will dir das Wort Freiheit beibringen“, brummte er. Er nahm ein Bild des Präsident Al Assad aus seiner Tasche und stellte es auf den Boden: “Knie nieder vor  deinem Gott!“. „Aber er ist nicht meinen Gott!“, erwiderte die Homsianerin. Das Maultier schlug sie mit Hass und Wut nieder. Danach ging er zu einem anderen Esel, um ihm zu zeigen, was  Freiheit bedeutet.
Ich näherte mich ihr und schaute sie mit einem sanften Esels- Blick an, damit sie versteht, dass ich ein Esel bin und ich mich für die Freiheit entschieden habe. Ich weiß, dass ich keine Jungfrauen- Esel im Paradies bekommen werde, gleichzeitig würde mein Sohn keine Belohnung für diese idealistische Reaktion von seinem Vater erhalten. Da ich ein Esel bin, und mein Sohn ein Eselchen. Ich will diese Tat im Tagebuch meines Sohns festhalten: “Das Märtyrertum eines Esels nur für die Freiheit. Denn wenn der Esel keinen Horizont mehr hat, wird sein Tod seine Freiheit sein.
Die Homsianerin verstand meine Gedanke und meine Entscheidung, da sie eine echte Homsianerin war und ich ein echter Esel. Sie nahm das Bild vom Boden, und klebte es mir auf meine Seite. Ich habe sie auch verstanden.
Und so rannte ich mit meiner Rache innerlich und dem Bild von Al Assad äußerlich, das Al Assad als Esel zeigte, zu den Maultieren. Die Waffen, die von den Maultieren auf mich gerichtet wurden, hätten für  einen großen Krieg zwischen Al Qaida und Amerika gereicht.
Ich wurde blutig auf den Boden geworfen. Ich war in diesem Moment sehr glücklich, wegen meinem Sieg über die Soldaten und meiner Angst. Denn sie sind nur Maultiere geworden, weil wir Esel mit Angst geworden sind. Ein weiser Esel sagte einst: „Der großen Hochmut wird sich geben, wenn unsre Kriecherei sich gibt“.
Während meines Todes dachte ich: „ Werden diese Maultiere irgendwann verschwinden? Werde ich irgendwann der Che Guevara der Esel sein?“.
Diese Geschichte habe ich für meine westlichen, freien Freunde extra auf Deutsch übersetzt. Ihr seit jetzt sicherlich erstaunt, dass ein Esel sogar mehrere Sprachen spricht. Merkt euch also: Unterschätze nie einen Esel!. Ich hoffe, dass eine traurige Geschichte von einem Esel euch ein bisschen innerlich bewegen kann.
Sehr Wichtig! Ich sage allen Eseln dieser Welt (auch der anderen Welt), dass ich niemals bei  Al Qaida gearbeitet habe oder arbeiten will. Da ich sicher bin, dass die syrischen Medien mich als  Terroristen bezeichnen werden. Ihr könnt die Homsianerin fragen, sie hat alles mit ihrem Handy dokumentiert und in Facebook hochgeladen.
Wichtige Warnung! Die Katzen und die Hunde in Daraa, einem anderen Bundesland in Syrien, erleben momentan ein Massaker! Dies ist ein Appell, an die kapitalistischen Katzen und Hunde, einen ernsthaften Druck auf Al Assad auszuüben und ihn  vor den internationalen tierischen Gerichtshof zu bringen. Was in Syrien momentan passiert ist eine Schande für die tierische Geschichte.
Bemerkung! Ich entschuldige mich für meine sprachlichen Fehler und die Beleidigungen. Ihr werdet es mir bestimmt nachsehen, da der Schriftsteller ein Esel ist.
Euer Bruder, der Esel.
Omar Abouhamdan

1 comment:

  1. Unglaublich, die Zahl der Todesopfer hat schon die Tausendermarke überschritten. Leider ist die Medienpräsenz zu diesen Ereignisse in Deutschland sehr sehr mager. Das ist einfach unglaublich.

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